Stefan Rohdewald. Zur Verehrung Jasafat Kuncevіčs іm 17. Jh.
Zur Verehrung Jasafat Kuncevіčs іm 17. Jh. Medіum unіerter konfessіoneller Identіtät oder polnіsch-ruthenіscher Eіnіgung?
Jasafat Kuncevič war der erste unierte Erzbischof von Polack, der in seiner Diözese tatkräftig für die Brester Union von 1596 eintrat. Der vorliegende Beitrag möchte umreißen, welche Rolle die nach dem gewaltsamen Tod Kuncevičs 1623 entstehenden Praktiken seiner Verehrung zur Entstehung einer konfessionellen Identität unter seinen ruthenischen, aber auch seinen polnischen Verehrern in ganz Polen-Litauen spielte. Rasch überschritten die Praktiken seiner Verehrung konfessionelle oder rituelle sowie ständische und ethnische Grenzen und konnten sich an zahlreichen Orten in ganz Ruthenien festigen. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts reichten unierte Geistliche Eingaben zugunsten von Josafats Heiligsprechung ein, die ihn wie auch die Jesuiten im Zeichen einer übergreifenden Katholizität verehrten. Auch mehrere römisch-katholische Adlige mit ruthenischem familiären Hintergrund unterstützten seinen Kult mit Wunderbeobachtungen: Jasafat wurde für sie zum Medium der Festigung einer eigenen kollektiven transkulturellen Identität. 1673 wurde er als Staatspatron ganz in einen staatlichen Kontext eingebunden. Die adlige und geistliche christliche Elite des Vielvölkerstaats sollte im Rahmen der Kommunikation über Jasafat symbolisch geeint werden. Der Kult um Jasafat wurde erst in zweiter Linie zum Kern einer eigenständigen unierten, griechisch-katholischen konfessionellen oder kirchlichen Identität. Erst nach den gescheiterten Eingaben zu seiner Heiligsprechung diente der Kult Jasafats stärker zur Stabilisierung der Union und galt in diesem Kommunikationszusammenhang als einer ihrer sie kennzeichnenden konfessionellen Inhalte. Der Jasafatkult trug damit nicht nur ruthenische kulturelle und konfessionelle Praktiken, sondern brachte — transkulturell — auch polnische, römisch-katholische staatspolitische und konfessionelle Identitätsentwürfe zum Ausdruck.